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Sonntag, den 24. Juni 2012 um 15:19 Uhr

Leserbrief zum Interview des Landrats in der OVZ

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Arrogant, realitätsfern und zur Selbstkritik nicht fähig, so lassen sich die Aussagen des scheidenden Landrats des Altenburger Landes im OVZ-Interview vom 09.06.2012 treffend beschreiben. Mit seinen Äußerungen liefert er nachträglich selbst noch einmal die Gründe für seine Abwahl.

Herr Rydzewski ist offenbar der Realität entflohen. Dass zeigt seine Antwort zu den Höhepunkten seiner Amtszeit. So gibt er mit stolzgeschwellter Brust an, dass die Einweihung des Schloss Löbichau ein solcher Erfolgsmoment gewesen sei, denn schließlich würde es nicht jeder schaffen ein neues Schloss zu bauen. Bei all der Selbstbeweihräucherung verschweigt Herr Rydzewski jedoch, dass die ursprünglich als Sanierung des Schlosses Löbichau gestartete Initiative in einen nahezu Komplettabriss mündete und in finanzieller Hinsicht für den Landkreis keine Erfolgsgeschichte war. Die Kosten stiegen von ursprünglich 7,1 Mio. € auf 8,7 Mio. €, also um stolze 21 Prozent.
 Auch die Reduzierung der Arbeitslosenzahlen im Landkreis schreibt sich der scheidende Landrat als Erfolg zu. Dabei lässt er jedoch außer Betracht, dass die zurückgehenden Arbeitslosenzahlen auch mit der gesunkenen Bevölkerungszahl in Zusammenhang zu bringen ist. Einen weiteren Beleg dafür erbringt auch die Bruttoerwerbstätigenquote im Altenburger Land. Diese ist im Zeitraum 2000 bis 2009 nur leicht, um ca. 2 Prozent gestiegen. Dies zeigt, dass schlichtweg das altersbedingte Ausscheiden aus dem Berufsleben, der Wegzug vieler Menschen auf der Suche nach einer Beschäftigung, als auch der demografische Wandel zu den sinkenden Arbeitslosenzahlen geführt haben und es gerade kein Verdienst des Landrates war.
 Wenn der Landrat dann auch noch das Projekt Ryanair als Erfolg verkaufen will und das Scheitern wieder nur mit einem Fingerzeig in Richtung Erfurt begründet, macht er sich schlussendlich unglaubwürdig. Die Geschichte sollte auch Herrn Rydzewski gelehrt haben, dass das Geschäftsmodell von Ryanair nur von Subventionen lebt und sobald eine Steuerkuh gemolken ist der Harlekin O’Leary weiterzieht. Dies wollte der Landrat als Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz GmbH trotz vieler mahnender Akteure nicht erkennen. Das Steuergeld, das Ryanair, in welcher Form auch immer, zur Verfügung gestellt wurde, ist weg, eine doppelte Belastung durch etwaige Rückforderungen der EU steht im Raum. Im Ergebnis ist dem Landrat eine Bruchlandung zu bescheinigen.
 Auch die weiteren Erfolge, wie z.B. Straßenbaumittel und Wachstumsinitiative sind nicht dem alleinigen Einsatz des Landrats zu verdanken. Dass er dann auch noch den sich seit Jahren verzögernden Autobahnanbinder B7 der fehlenden Repräsentanz des Altenburger Landes in Erfurt zuschreibt, ist an Ignoranz kaum zu überbieten. Schließlich ist der Landrat der Repräsentant des Landkreises und hat in Erfurt für den notwendigen Druck bei der Umsetzung wichtiger Vorhaben des Altenburger Landes zu erzeugen. Wenn ihm dies nicht gelingt, kann er die Schuld nur bei sich selbst und nicht bei anderen suchen. Insofern ist der scheidende Landrat offenbar zur Selbstkritik nicht fähig.
 Der Landrat setzt seinen Ausführungen im Interview die sprichwörtliche Krone auf, wenn er behauptet, stets der Chef im Ring gewesen zu sein. Ein unmittelbarer Blick in die jüngste Vergangenheit, so z.B. beim Thema Kreishaushalt 2012, belegt, dass er den Chefposten schon lange nicht mehr inne hatte, sondern vielmehr der Getriebene der Kreistagsmitglieder war.
 Dem baldigen „Ex“-Landrat hätte es darüber hinaus gut zu gestanden, angesichts des Wahlausgangs Größe zu zeigen und sich in der gebotenen Demut vor dem Souverän zurück zu ziehen. Jedoch sitzt sein Frust über die verlorene Wahl offenbar so tief, dass er zum Rundumschlag gegen die ausholt, die ihn 2006 bei seiner Wiederwahl unterstützt und erneut ins Amt verholfen hatten und die er mit seinem kurz darauf erfolgten Parteiaustritt vor den Kopf stieß. Darüber hinaus verkennt Herr Rydzewski ganz offenkundig, dass er seit 2006 massiv an Wählergunst verloren hat. Während er bei seiner Wiederwahl im Jahr 2006 noch 17.576 Wählerstimmen für sich gewinnen konnte, waren es 2012 nur noch 12.270 bzw. 13.935. Dies ist ein Minus von 30 bzw. 20 Prozent. Demgegenüber steht jedoch eine im 1. Wahlgang 2012 wesentlich höhere Wahlbeteiligung von 41,9 Prozent im Vergleich zu 36,3 Prozent im Jahr 2006. Selbst im 2. Wahlgang 2012 lag die Wahlbeteiligung nur 2 Prozent unter der von 2006, was vernachlässigbar ist. Der Landrat hat die Wahl nicht wegen der Nichtwähler verloren, sondern weil ihm ausreichend großes Vertrauen in der Bevölkerung des Altenburger Landes fehlte.
 Schlussendlich ist es nicht die feine Art seiner Amtsnachfolgerin, egal, ob man ihre politischen Ansichten teilt, in einer derart arroganten Weise in der Öffentlichkeit zu begegnen. Man kann angesichts des Inhalts des Interviews nur hoffen, dass Herr Rydzewski seine Ankündigung umsetzt und zum Sendeschluss übergeht.

Norman Müller

OVZ-Artikel
Quelle: 09.06.2012

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