Mittwoch, den 05. Januar 2011 um 12:24 Uhr

Gedanken zum Jahreswechsel

von  Michael Wolf
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Liebe Altenburgerinnen und Altenburger!

Die hektische Betriebsamkeit der letzten Tage und Wochen liegt hinter uns und es wird Zeit, sich in einer ruhigen Stunde auf das zu besinnen, was uns lieb und teuer ist. Auf die Familie, die Freunde und auf unsere Gesundheit.

Sind wir mit unserem Leben zufrieden, sind wir erfolgreich und fleißig? Haben wir unsere Ziele im Jahr 2010 verwirklichen können?

Waren wir tolerant zueinander und haben den Anderen als Menschen geachtet, auch wenn wir anderer Meinung waren als er? Waren wir selbstkritisch oder haben wir unsere eigenen Probleme und Unzulänglichkeiten nur bei unseren Mitmenschen abgeladen und deren Fehler gesucht?

Ich glaube, wir müssen wieder mehr an uns selbst arbeiten, sollten das eigene Ich mehr in den Dienst des Allgemeinwohls stellen. Wir sollten wieder mehr Bescheidenheit üben. Wir sollten wieder lernen, dankbar und zufrieden zu sein mit dem, was wir haben. Und das ist nicht wenig!

Wir brauchen Mut und Entschlossenheit, wenn wir unsere Stadt und unsere Region voranbringen wollen. Wir brauchen eine lebendige Streitkultur mit Sachargumenten. Wir müssen aber auch bereit sein, Entscheidungen zu treffen und konsequent die Dinge zu Ende zu führen, anstatt sie - wegen welcher Ursachen auch immer - zu verhindern oder vor uns herzuschieben.

Wir müssen mit Begriffen wie Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Wertebewusstsein und Solidarität wieder umzugehen lernen. Wo ist mitunter der Stolz auf unsere Stadt und unsere Geschichte? Können wir uns eigentlich noch freuen? Sind wir bereit kräftig zuzupacken, anstatt mit den ewig Unzufriedenen und Nörglern von außen nur zu kritisieren, um von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

Ich sage nein, da machen wir nicht mit. Wir haben genügend Potenziale in dieser Stadt. Wir haben selbstbewusste Menschen. Wir können viel erreichen, wenn wir es nur selbst wollen.

Wir liegen im Herzen Mitteldeutschlands, dies war über Jahrhunderte ein Standortvorteil, der dieser Stadt wirtschaftliche Stärke, architektonischen Glanz und Kulturreichtum beschert hat. Warum soll das unter den Bedingungen der sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik nicht genauso möglich sein? Liegt es am Föderalismus und den Mauern in den Köpfen von Landespolitikern und der Verwaltungsaristokratie? Liegt es an unserem eigenen Auftreten gegenüber den Entscheidungsträgern im Freistaat Thüringen, weil wir sie mehr beschimpfen als den Kompromiss, den kleinsten gemeinsamen Nenner, zu suchen? Beim Flugplatz Leipzig-Altenburg ging diese Handlungsweise jedenfalls gehörig daneben. Wir sollten die gleichen Fehler nicht auch beim Theater oder der Wachstumsinitiative Altenburger Land machen. Wir müssen unsere berechtigten Forderungen mit Konsequenz, aber auch mit Takt und Augenmaß einfordern. Wir müssen überzeugen! Wir sollten aber auch unsere finanzielle Leistungsfähigkeit im Auge behalten. Alles zu erhalten, immer mehr nach dem Staat oder der Kommune zu rufen, trotz geringerer finanzieller Spielräume, gleichbleibenden Gebühren und Abgaben, das geht nicht. Dies funktioniert nicht in der Familie, nicht in der Wirtschaft und eben auch nicht in der Politik. Eigenverantwortung, privates Engagement und ehrenamtliches Füreinander sind die einzig richtigen Antworten auf die knapper werdenden finanziellen Ressourcen.

Liebe Altenburgerinnen und Altenburger, ich rufe Sie alle deshalb auf: Hören wir auf, uns gegenseitig zu blockieren und im Kleinkarierten zu verzetteln. Konzentrieren wir uns auf die großen wichtigen Ziele, die unabdingbar für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt und der Region sind. Das wichtigste Ziel ist die infrastrukturelle Verzahnung mit dem mitteldeutschen Wirtschaftsraum. Wir brauchen nun endlich die Umsetzung der Autobahnanbindung an die Bundesautobahn A72. Wir benötigen dringend die Planung des Lückenschlusses zwischen der Ortsumgehung Altenburg und der neuen Ortsumgehung Gößnitz. Eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung zwischen der A72 und der A4 durch das Altenburger Land ist die unabdingbare Voraussetzung für jegliche wirtschaftliche Entwicklung. Dies muss die wichtigste Maßnahme in der Wachstumsinitiative Altenburger Land sein, sonst verpufft diese Initiative wie jede ihrer Vorgänger. Hier müssen die finanziellen Kräfte gebündelt werden. Uns hilft kein Wirrwarr lokaler Maßnahmen im Gießkannenprinzip, die keinerlei überregionale Bedeutung haben. Diese wären auch ohne diese Initiative realisiert worden. Zweitens brauchen wir eine wirtschaftspolitische Komponente in der Wachstumsinitiative Altenburger Land. Wir müssen eine neue Vermarktungsinitiative für unsere Industrie- und Gewerbegebietsflächen unter Führung des Freistaates Thüringen starten. Wir benötigen Unternehmen mit Zukunftstechnologien wie erneuerbare Energien, Elektromobilität und qualitativ hochwertige Metallverarbeitungstechnologien. Wir brauchen eine länderübergreifende touristische Zusammenarbeit. Drittens müssen wir mit unserem kulturellen Reichtum wuchern, ihn als Wirtschaftsfaktor nutzen. Wir dürfen, bei aller notwendigen Aufklärung wirtschaftlicher Schieflagen, wie beim Theater, diesen Standortfaktor nicht kaputt reden und zur Beliebigkeit verkümmern lassen. Ja, es braucht kluge und energische Köpfe, wenn wir jahrzehnte- und jahrhundertealte kulturelle Werte nicht momentanen Moden und Profilierungssüchten opfern wollen. Hier ist Zivilcourage und Verantwortung gefragt.

Gehen wir also mutigen Schrittes ins neue Jahr und verlieren wir nicht den Blick für das Wesentliche. Ich wünsche Ihnen dafür Glück, Gesundheit, Weitsicht und Lebensfreude. Das Jahr 2011 könnte zu einem Schicksalsjahr, zu einer Wegscheide für eine Entwicklung zum Positiven für die Stadt Altenburg und das Altenburger Land werden. Wir müssen es nur wollen und selber leben…

 

Ihr Michael Wolf

Oberbürgermeister der Stadt Altenburg

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