Doch vor das schöne Signal hatte das Leben die aktuelle Finanzkrise des Theaters gesetzt. Und die erreichte offenbar inzwischen derartige Ausmaße, dass Oberbürgermeister Michael Wolf erst einmal die Öffentlichkeit ausschließen ließ, um den Stadträten wenigstens halbwegs klaren Wein einschenken zu können. Als interessierte Bürger und Journalisten nach einer guten halben Stunde wieder in den Ratssaal durften, hatten die meisten Volksvertreter ziemlich bedrückte Mienen aufgesetzt.
"Das Leben ist voller Überraschungen", meinte dann auch SPD-Fraktionsvorsitzender Nikolaus Dorsch. "Aber es ist besser, im Sturm das Steuer in der Hand zu haben", begründete er das Festhalten an dem Antrag, den nun sogar alle Fraktionen gemeinsam einbrachten. So könne mit breiter Mehrheit ein Signal zur Unterstützung des Theaters gesetzt werden. Auch im Geraer Stadtrat werde über einen ähnlichen Antrag nachgedacht, sagte Dorsch. "Wir wollen ein Zeichen an das Land, an die anderer Gesellschafter, aber auch an die Bürger, Mitarbeiter und das Publikum geben." "Wir erwarten, dass das Land sich positioniert, wir hoffen auf Unterstützung aus Gera und wünschen uns, dass der Kreis seine Position noch einmal überdenkt."In die gleiche Richtung argumentierte Linken-Fraktionschefin Birgit Klaubert. "Ich freue mich, dass der Antrag trotz der schweren Lage des Theaters - und jetzt auch wegen der schweren Lage - von allen Fraktionen gemeinsam getragen wird." "Der Antrag ist Symbolpolitik. Aber selten war Symbolpolitik so handfest und auch so wichtig", gab Christoph Zippel (CDU) der Linken-Politikerin recht. Es gehe jetzt darum, "ein Licht am Ende des Tunnels" für die Theatergesellschaft zu zeigen und der Intendanz den Rücken zu stärken für die schwierigen Verhandlungen.
Mit Blick auf den Kreistagsbeschluss erklärte auch der OB noch einmal, dass es falsch sei, nur den Status quo einzufrieren. Allein wegen der Tarifentwicklungen und allgemeinen Kostensteigerungen werde die Gesellschaft mehr Geld brauchen, sonst könne es ab 2013 ein Fünf-Sparten-Theater mit Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Orchester und Puppentheater nicht mehr geben, sagte der SPD-Politiker.
Der am Ende gemeinsame Antrag aller Fraktionen, der auch die Unterstützung der beiden FDP-Abgeordneten fand, wurde bei nur einer Gegenstimme angenommen.
Günter Neumann